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Reisebericht Sahara Tour vom 26. Dez.05 -  7. Januar 2006 „Over the Limits“

Unsere Reise führt uns zu den 4 Seen nördlich von El Borma im Sperrgebiet von Südtunesien. Auf dieser Reise testen wir unsere neuen MiniAutoPC mit Garmin und Touratech SW sowie im IBS Cruiser die MP3 (iTune) Einspielung auf den Autoradio. 

Reiseroute: Genua – Tunis – Douz – Ksar Gilane – Grenze Algerien – 20 km vor El Borma – Bir Aouine – Ksar Gilane – Tunis.

Fahrzeuge:  3 LandCruiser, HDJ80, HZJ78, KZJ95

Crew:            Beat, Andy, Heike, Werner, IBS Beat 

 Unsere erste Destination war der Camping Desert Club in Douz von wo aus wir über den Campwart die Bewilligung für das Sperrgebiet beantragten. Die gelegentlichen Regengüsse gestalteten unsern Wartetag spannend, da sich der ganze Platz in eine Schlammpfütze verwandelte.

Nach dem Eintreffen der Fahrerlaubnis fuhren wir los nach Ksar Gilane. Wir folgten einer südlichen Route, von welcher wir die Weg-Koordinaten hatten, um die stark be- und ausgefahrene Piste zu umgehen. Den Parc naturelle hatten wir damit gemäss Information der Parkwächter südlich umfahren. Nicht gerade direkt führte uns der Weg durch schöne Dünenfelder. Fahrtechnisch ist diese Strecke gut um sich im weichen Sand wieder einzufahren. Wir hatten da auch gelegentlich ein stecken gebliebenes Fahrzeug wieder auszubuddeln und so freizukriegen.

 Die Oase Ksar Gilane war am 31.12.2005 extrem überlaufen. Nach einem kurzen Bad im Pool der heissen Quelle verliessen wir den Touristenmagneten kurz vor Sonnenuntergang in Richtung Süden zu unserem privaten Silvestercamp am Rande der Dünen. Wegen der herrschenden Kälte trotz einem grossen Feuer wählten wir nach einem guten Essen und 2 Flaschen Champagner den Abgang in die Kojen.

 Von nun an nahmen die Anforderungen an unsere Fahrkünste laufend zu. Unsere Route und ihre Navigationspunkte waren auf allen GPS und auch auf den Navigations-PC’s geladen. Werni hatte hier perfekte Vorarbeit geleistet. Zusätzlich hatten wir die Daten der Touratech Routen einer Gruppe, welche dieselbe Route in entgegen gesetzter Richtung vor 8 Monaten befahren hatte. Der kleine Unterschied in der umgekehrten Fahrtrichtung beschäftigte uns immer mehr, was wir aber erst im Verlaufe unsrer Reise zu spüren bekamen. Irgendwann kam die Idee auf, die längere Route über Bir Aouine zu umfahren. Diese Abkürzung stellte sich umgehend als erste Herausforderung heraus. Diese Abkürzung führte direkt in die erste grosse Dünenquerung. Der schwer beladene LandCruiser HDJ80 von Beat rutschte seitlich auf einem Dünenkamm ab und musste mit einer aufwändigen Bergearbeit mit einer Seilwinde vor dem Umkippen gesichert und anschliessend hochgezogen werden. Die kurz aufeinander folgenden steil ansteigenden Dünenberge stoppten regelmässig unsere Fahrzeuge, welche dann mit Bergegurten und Sandblechen wieder frei gemacht wurden.

Die einbrechende Nacht zwang uns das Übernachtungscamp einzurichten und zu Fuss auf die höchsten Dünen zu steigen um die Fortsetzung unserer Route zu erkunden. Hundegebell verriet uns die ganze Nacht über die mögliche Anwesenheit von Leuten. Am nächsten Tag trafen wir nach einem spektakulären Dünenabgang in einem Dünenkessel auf ein Beduinencamp mit vielen Personen, Kamelen, Schafen und mehreren Zelten.

 Die Route führte uns in Richtung der algerischen Grenze in immer grössere Dünenzüge. Zwischendurch lagen grössere Flächen gut zu passierenden Terrains. Die Dünenüberquerungen wurden aber zusehends steiler und höher. Beat mit seinem LandCruiser grub sich immer häufiger ein. Am nächsten Abend war es dann nur möglich, eine Dünenkette mit dem Einsatz der 2 Seilwinden von Bushtaxi und Prado zu überwinden. Der HDJ80 musste nach mehreren erfolglosen Versuchen die letzten Meter hochgezogen werden. Wie es kommen musste, war finstere Nacht über diese Bergung hereingebrochen und darum richteten wir das nächste Camp direkt auf diesem Dünenkamm ein. Die Lichter von El Borma konnten wir bereits sehen aber wie es sich bald herausstellte waren die verbleibenden 20 km für unsern Konvoi unpassierbar. Trotz eines frühen Starts am nächsten Morgen beim ersten Tageslicht musste bereits nach einer spannenden Durchfahrt eines Dünenkessels mit viel „Fesch Fesch“ (Bulldust) am frühen Morgen unsere Reise abgebrochen werden. Aus Zeitmangel verzichteten wir auf die Überquerung von kaum zu überwindbaren riesigen Dünen und fuhren in nördlicher Richtung entlang unseres Tracklogs zurück. Die Route zurück war nur leicht weniger anspruchsvoll. In einem S-förmigen Couloir (welches wir schon in der Hinfahrt durchquerten) drückte es Beat mit dem HDJ80 in voller Fahrt den vorderen Reifen ab, wobei das Fahrzeug in äusserst ungünstiger Lage zum Stillstand kam. Dank der Unterstützung durch eine Motorrad-Gruppe und dessen Guide konnten wir das Fahrzeug nach harter Arbeit wieder flott machen.

Zusammenfassung:

Die Hauptreiseroute ist von El Borma entlang der algerischen Grenze nordwärts nach Ksar Gilane. Die Route ist aber auch in umgekehrter Richtung befahrbar. Da man aber im südlichen Teil vermehrt auf steile und sehr hohe Dünenabhänge stösst, sollte diese Routenwahl nur mit nicht zu schwer beladenen Fahrzeugen und gutem Fahrkönnen in Dünen in Angriff genommen werden. In südlicher Richtung kann man nicht einfach den Spuren folgen, da diese oft zu unpassierbaren Dünen führen. Wenn genügend Zeit eingerechnet wird, sind meistens neue Übergänge zu finden. Im Winter muss mit einem Verbrauch von ca. 22 lt/100 km für einen LandCruiser HZJ78 oder KZJ95 gerechnet werden (für die Strecke Douz-El Borma-Ksar Gilane). Die Strecke Ksar Gilane- El Borma kann in 2-3 Tagen gut durchfahren werden. Korrekte Reifendrücke sind das beste Mittel zum Erfolg. In gewissen Dünenhängen muss man sich auf echtes "Dünensurfen" mit dem Fahrzeug einstellen, was manchmal Mut braucht aber auch ein "tierischer" Spass sein kann. Fahrzeuge mit Plastikstosstangen vorn und hinten sollten ev. mit Metallstosstangen (vor allem vorn) versehen werden, da die Plastikstosstangen die häufigen und oft heftigen Grundberührungen nicht schadlos überstehen! Das Dünenfahren in diesem Bereich der Sahara braucht etwas Übung und Erfahrung. Vor allem die kurzen, kleinen Dünen welche auf die grossen Dünen folgen, fordern höchstes Mass an Konzentration und eine reflexartige Entscheidungsfindung für die richtige Routenwahl. Und trotz alledem ist man regelmässig am Schaufeln, Winden, Sandbleche unterlegen, Schieben, Fluchen, Lachen und Helfen ==> ein riesiges Gaudi und eine tolle Erfahrung!!

Beat Wyss