der 4WD-Ausstellung in Brisbane:
Ende April fand die nationale 4WD Ausstellung in Brisbane statt. Der IBS LandCruiser war während den letzten 6 Monate bei TJM in Brisbane um am Stand von TJM präsent zu sein mit der neuen Generation der DBi und IBS Dual Battery Systemen mit Mikroprozessoren. Weil der Wagen für die Ausstellung sich bereits in Brisbane befand, konnten wir nach der Ausstellung einen kurzen Ausflug durch die Simpson Desert planen, diese Fahrt unternahm ich bereits zum 5. Mal.
Alle früher durchgeführten Fahrten durch die Simpson Desert stellten fahrtechnisch selten hohe Anforderungen, nur die letzte Durchfahrt im Aug/Sept 2005 über den "Big Red" mit dem LC J100 wo der Turbo Lader am Big Red dieser hohen Sanddüne Australiens beim Ueberqueren barst , hatte uns damals voll gefordert.
Dieses Mal nahmen wir die Ueberquerung in der Gegenrichtung in Angriff, vom Osten gegen Westen, was bekanntermassen den Fahrer wesentlich mehr fordert, weil die Aufstiege über die Sanddünen in dieser Richtung wesentlich steiler sind.
Die Fahrt von Brisbane über 1700km nach Birdsville führt die ersten 1000km über asphaltierte Strassen, wenn die Hauptstrasse gewählt wird. Zur Abwechslung wählten wir einen Umweg über den Carnarvon Gorge NP über den südlichen Zugang. Die meisten Strassen sind Sand Tracks, die Gegend ist sehr abgelegen, aber die Landschaften sind wirklich sehenswert. Der zweite Umweg führte uns über Adavale. Die Sand Tracks führten uns durch extrem abgelegenes Farmland im Outback. Hier testeten wir erstmals die neu beschaffte Software Touratech zusammen mit Australiens Netmap Uebersichtskarte in Verbindung mit dem neuen 8.4 Zoll Touch Screen Monitor. Dieses Navigationssystem half uns, den Weg durch die abgelegenen Farm Stationen überhaupt zu finden.
Die hohe Genauigkeit des elektronischen Kartenmateriales mit dem GPS von Carmin überzeugte hier wie auch in der Simpson Desert durch das gute Zusammenwirken beider Systeme.
In Birdsville wurden alles nötige nachgefüllt. Nun ging es westwärts in die Simpson Desert. Voll beladen mit 260 Lt Diesel, Wasser, alle nötigen Nahrungsmittel hatte der LCruiser ein recht hohes Gewicht. Der Reifendruck wurde nun auf 26psi reduziert und die Düne "Big Red" und die folgenden grösseren Dünen überquerten wir ohne Probleme. Es war während diesen Tagen kaum Verkehr. Morgens kreuzten wir eine Gruppe mit 2 Wagen, beide waren ohne "Dünen-Fahne" unterwegs. Damit nehmen solche Leute schwere Unfälle am Kopf einer Düne in Kauf. Die nächste Gruppe machten wir mit dem CB-Radio aus und tauschten unsere GPS Koordinaten, so wussten wir genau wo die andern sich befanden. So trafen wir uns um unser gemeinsames Camp aufzubauen, wir teilten einige Whiskys and Biere und erzählten uns einige gute Outback Geschichten während wir am gemeinsamen Lagerfeuer sassen. Der Nissan Patrol unserer Freunde war knapp an Diesel und der Motor zeigte eine Alarmlampe. Der andere 4WD war ein Ford Ranger mit einer Northstar-Kabine. Der Wagen funktionierte einwandfrei bis ein Luftfederelement auf der einen Seite verloren ging. Wüstendurchquerungen fordern ihren Tribut!
Die Route führte uns entlang der QAA Linie nach Poepples Corner, wo wir längs der French Line bis zum Knolls track nach Süden fuhren. Soweit waren die Dünen einfach zu überqueren und wir waren vornehmlich mit dem Fotografieren der schönen Landschaften beschäftigt. Aber auch Video-Sessions wurden aufgenommen.
Weiter südlich mündet der Knolls track in die Rig road, die durch den Transport von schweren Maschinen gut ausgebaut ist, und so eine einfache Durchfahrt erlaubt, wie dies letztmals für Johnatan und mich im Sept. 2005 der Fall war. Wir fuhren weiter in Richtung K1 Line und stellten fest, dass sich in Bezug auf die Sanddünen etwas grundlegend verändert hatte: Wir stellten grosse Sandverwehungen fest, wo früher kaum Flugsand lag. Ungefähr 250km von Poepples Corner entfernt wurde die Situation kritisch. Normalerweise lässt sich eine Sanddüne überqueren ohne vorher genau zu klären, wie die Steilheit der Düne auf beiden Seiten ist, und wo der Track weitergeht. Aber auf den letzten 10 km, welche uns von der K1 Linie trennten, war der Track höher und höher bedeckt mit weichem Sand, welcher bis zu 6 m Höhe aufwies. Weil wir alleine unterwegs waren, wurde die Situation mit dem vielen Flugsand auf den Dünen ungemütlich. Wir hatten witerhin ein hohes Gewicht unseres Fahrzeuges. Ich kam zum Schluss, dass ich nur noch über eine Düne fahren durfte, wenn ich in einem Zug diese überfahren konnte. Der Pneudruck wurde auf 22 psi abgesenkt um die best-mögliche Traktion zu gewährleisten und trotzdem war das Risiko des sich Eingrabens im Flugsand unser permanentes Risiko. Die hohen Dünenrippen kamen im Abstand von 1 km auf uns zu. Jede neue Düne begingen wir zuerst zu Fuss, um Weg und Steilheit genau zu kennen. Normalerweise bemühten wir uns auf dem vorgegebenen Track zu bleiben, aber bei einer Düne suchten wir ausserhalb des Tracks einen sicheren Uebergang.
Die zweitletzte Düne endete beinahe in einem Albtraum. Nachdem wir zu Fuss die Düne überquert hatten, glaubten wir einen sicheren Uebergang gefunden zu haben. Der LC verlor aber an der ersten Rippe soviel Drehmoment, dass er die zweite Rippe nicht überquerte. Die erste Rippe mit einem leichten Aufstieg machte eine Flucht zum Talgrund unmöglich. Fragen über das Ausbuddeln des LC mit Hilfe von Air Jack, fehlende Sandbleche aus Metall oder Kunststoff, gingen durch meinen Kopf. Ich errinnerte mich an eine Situation in der Sahara wo ich den LC unter Nutzung des kleinen Rückwärtsganges, praktisch ohne Gas, auf den Sandhöcker hinter dem Rad hieven konnte, und es gelang auch hier, die Differentials aus dem Sand zu hieven. Nun war ein sehr schneller Gangwechsel nötig und mit vollem Drehmoment fuhr der LC über die Düne. Dies war sehr knapp!
Aber nach Murphy’s Law war die letzte Düne die schwierigste. Und eine Umgehung konnten wir nicht ausmachen. Ueber die Düne hinweg konnten wir bereits die Track-Signalisierung der K1 sehen. Umkehren und 300 km zusätzlich fahren?? Der Aufstieg der Düne war sehr weich und sehr steil und wir konnten Uebungskurven anderer Fahrer ausmachen. Ich entschied mich zu einem Testanstieg um zu sehen, wie weit hoch ich kommen würde, ohne die Höchstleistung des LC einzusetzen um eine sichere Rückwärtsfahrt antreten zu können. Mit genügend Drehmoment musste ich mit dem LC hoch in die Luft. Erster Gang, zweiter Gang über die Lippe im ersten Gang mit höchster Drehzahl. Der LC landete sicher auf der andern Seite der Düne.
Am Stand der 4x4 Show in Brisbane hatten die Männer nebenan von "Maxtrack" Kunstoffhilfen angeboten, welche in solchen Fällen aus der Patsche helfen. Dies war das erste Mal, dass mir solche Sand - Kunstoffhilfen hilfreich gewesen wären.
Die Fortsetzung der Reise nach Innamincka via Warburton und Walkers Crossing war entspanntes Fahren längs der grossen Sanddünen.
Gruss von Beat und Martin Wyss