Vom 8. November 2010 bis 9. Jan. 2011 wurde eine interessante Expedition durch den Outback von Melbourne durch Westaustralien nach Exmouth durchgeführt.
Die Teilnehmer sind Beat, Suzanne und Werner mit 2 Fahrzeugen: IBS Land Cruiser HJZ105 und Land Cruiser HZJ78.
Die Fixpunkte der Expedition sind: Melbourne-Adelaide-Port Augusta-Cober Pedy-Alice Springs (Auffüllen der Vorräte: Trinkwasser, Diesel und Nahrungsmittel für 3 Wochen)- Ayers Rock- Mt. Olga-(durch Aborigines Reservat)-Warburton-(Gunbarrel HWY)-Carnegié Station (Diesel)-Glenayle-Well 9-(Canning Stock Route)-(Lake Disappointment)-Well 22-(Talawana Track)-Billinooka-Walguni-Newman-Karijini NP-Tom Price-Nanutarra Roadhouse-Exmouth.
Distanz: 5100 km
Rückweg: Carnarvon-Kalbarri NP-Geraldton-Perth-Kalgorlie-Melbourne
Die Reise startete am 8. November in Melbourne. Es war geplant, Werner in Warburton auf der Great Central Road, welche Alice Springs mit Perth verbindet, zu treffen. Da wir ab Alice Springs für längere Zeit auf Outbacktracks unterwegs sein werden, hatten wir für die Anreise ins Center die einfache Route über den Stuart Hwy gewählt (was sich als optimale Wahl herausstellte, da sämtliche Tracks östlich vom Stuart Hwy durch Überflutung, wegen starken Regens, gesperrt waren). Die Route führte über Adelaide, Port Augusta, Coober Pedy nach Alice. Geplant war über den 4WD Track Fink Gorge NP südlich von Alice zu reisen, aber gegen Alice Springs lag ein riesiges Tief mit mächtigen Gewitterwolken. Aus Sicherheitsgründen verzichten wir auf diese Route. Bei starkem Regen kann der Fink River sich in einen gigantischen Fluss verwandeln (2 Tage später, bei erneutem überqueren des Flusses, führte der Fink River wirklich sehr viel Wasser). Auch in Alice Springs war sehr feuchtes Wetter. Wo es sonst 50 Grad warm ist, hatten wir sturm- und sintflutartigen Regen. Nur mit Glück wurde unser Fahrzeug auf dem Campingplatz nicht von einem zusammenstürzenden Baum erwischt. Bei gut 10 Baufort krachte der Baum, der uns Schatten gab, auf die Campingzelle neben uns. Aus Angst verbrachten wir einen Teil der Nacht im WC-Häuschen, da nichts mehr sicher war.
In Alice Springs wurden unsere Vorräte für die nächsten 3000km im Outback ergänzt. Essen für 14 Tage, 100lt Wasser, 260lt Diesel. Der LandCruiser war schwer beladen. Wir hatten auch den Wetterbericht für die nächsten Tage konsultiert; gegen Westen war starker Regen angesagt, was unsere Reisen erschwert hätte. Die genauen Wetterdaten erwartete ich in Giles Meteo Station, mitten in der Wüste, zu erhalten.
Um auf die Great Central Road zu kommen benützten wir die einzige Route über Ayers Rock Resort (Uluru) und die Olagas (Kata Tjuta). Im Ayers Rock Resort genossen wir zum letzten Mal für viele Tage im Restaurant ein gutes Nachtessen. Für die Sandpiste nach Warburton über Docker River (Grenze zu Northern Theritory/ Western Australia) ist wegen den Aboriginal Comunities eine Durchfahrtsbewilligung nötig. Beim Warakurna RH machen wir noch den Abstecher zur erwähnten Giles Meteo Station, wo uns direkt für unsere Route ein aktuelles Wettermodell gerechnet wird. Der Regen wird uns nicht allzu sehr begleiten, dafür sollte es mit 40 Grad heiss werden. Später stellte sich aber heraus, dass die 40 Grad extrem zu tief angesetzt waren. An dieser Stelle steht auch der Grader mit welchem Len Bidell den Gunbarrel HWY 6 mal hergerichtet hat (die CAT Maschine hat 40’000km im Outback zurückgelegt). Die nächsten 2000km bewegen wir uns auf vielen Tracks die Len Bidell vor ca. 60 Jahren angelegt hat.
Am 18. November treffen wir in Warburton Roadhouse auf Werner, der sich bereits auf dem Campingplatz eingereichtet hat. Nach dem letzten Auftanken (der Dieselpreis ist bereits bei 2$ der Liter) verlassen wir die Great Central Road in Richtung Abandoned Gunbarrel HWY. Der Track Abandoned Gunbarrel ist unterdessen stark durch Wasser ausgewaschen und die Corrugations sind oft hart an der Grenze des noch erträglichen. An der Everard Junction verlassen wir nun den Gunbarrel HWY und bewegen uns nördlich auf dem Gary HWY. Zwischendurch sind sogar höhere Reisegeschwindigkeiten möglich, aber die Freude währt jeweils nicht allzu lange. Spinifex Gras dominiert nun unsere Reise. Wir stellen nun fest, dass die Ähren dieses Gräser unsere Kühler in kurzer Zeit verstopften und dann die Kühlwassertemperatur anstieg. So waren wir gezwungen vereinzelte Stops einzulegen und die Kühler von diesen Gräsern zu reinigen. Die Aussentemperatur steigt täglich und erreicht schon mehr als 40 Grad C.
Die Wüste wechselt von Steinwüste zu Spinifex Wüste, Bäume hat es nur noch selten. Gelegentlich durchqueren wir grosse Felder mit Termitenhügel.
Nahe dem Windy Corner planen wir unser Camp aufzustellen; der Windy Corner wird seinem Namen gerecht. Ein guter Sturm fegt über die Fläche und unser Campfeuer gerät beinahe ausser Kontrolle. Ein paar Regentropfen erreichen den Boden aber der Rest verdunstet durch die Hitze, bevor die Regentropfen den Boden erreichen.
An den Junctions sind Bücher für Reiseinformation deponiert, nach entsprechendem Studium stellen wir fest, dass die letzte Gruppe mit 2 Fahrzeugen diesen Punkt vor gut 4 Wochen passiert hat. Wir müssen darum nicht mit viel Verkehr rechnen. Vom Windy Corner fahren wir nun in westliche Richtung auf dem Talawana Track. Das Spinifex Gras wird weniger und die Wüste wird immer sandiger, wir bewegen uns nun in der Great Sandy Desert. Andere Fahrzeuge haben haben wir seit Tagen nicht mehr getroffen. Am Weg stehen ab und zu ältere Fahrzeugwracks. Dann stossen wir auf eine ausgebrannte Pajero, die noch nicht so lange in der Wüste steht. Feuer ist eine tückische Angelegenheit. Das Parkieren vom Fahrzeug auf Spinifex kann zum Brand führen, da die heisse Auspuffanlage das extrem trockene Gras entzünden kann. Was die Brandursache beim Pajero war, ist nicht ersichtlich.
Im Rudall River Nationalpark folgten wir mehrheitlich dem Rudall River, vereinzelte Flussdurchquerungen waren sehr sandig, nur kurz nach Parnngurr war noch Wasser im Creek zum Durchqueren. Nach der Regenzeit hat es hier einen hohen Wasserstand. Wir hatten geplant in Richtung Telfer Mine und Carawine George zu fahren, da das Wetter aber immer heisser wurde, haben wir uns auf den Westausgang vom NP festgelegt. Auf der neuesten Hema Karte war der Track GPS referenziert (es gibt auch noch den nordwestlichen Ausgang, der ist nur vermerkt als ev. vorhanden!!) Er scheint aber seit dem HEMA Fahrzeug nicht mehr befahren worden zu sein. Der Track war oft nur mit Mühe zu finden, führt durch Flussbette (sehr langsames Vorankommen), führt über sehr lange Strecken durch sehr dichtes Buschwerk. Es scheint auch gelegentlich Abkürzungen zu geben, aber das Durchkommen ist sehr schwierig. Am 11pool hatten wir dann auch die heisseste Nacht bei Vollmond, die Fliegen sind da die ganze Nacht durchgeflogen. Die Hoffnung auf wenigstens ein fliegenfreies Nachtessen erfüllte sich nicht. Zum Abkühlen sind wir jeweils mehrmals in der Nacht kurz unter die Solardusche gestanden, da es sonst unerträglich heiss gewesen wäre. Wenigstens hat es bei diesen Temperaturen keine Mücken mehr. Bis zur „Christie Crossing“ war die Gegend wirklich unberührt, der „Hanging Rock“ ist noch eine markante Felsformation. Ab „Christie Crossing“ gab es wieder Vieh und die Fahrt nach Newman war auf breiten Station Tracks. In Newman und Tom Price nutzten wir die Gelegenheit auf ein Bad im öffentlichen Freibad.
Im Karijini NP machten wir einen Abstecher zur Dales Gorge mit einem Abstieg am frühen Morgen zum „Circular Pool and Falls“. Der grösste Teil der Campinganlage war wegen einem kürzlichen Buschfeuer abgebrannt.Über Exmouth führte uns der Weg zum Ningaloo Maritime Park, wo wir mehrere Tage zum Ausruhen, Schnorcheln im Reef und Windsurfen verbrachten.
Über Coral Bay (sehr guter Spot zum Schnorcheln und Tauchen am Reef) und die Warroora Station suchten wir entlang dem Lake McLeod die Zufahrt zur Quobba Gnaraloo Station. Gelegentliche Spuren führten entlang dem Salzsee in Richtung Süden. Nachdem wir schon eine weite Strecke zurückgelegt hatten, brach Werni’s Landcruiser plötzlich durch die obere Kruste des Salzes und der Wagen sass bis zu den Achsen im Salzschlamm. Vorgewarnt habe ich einen weiten Bogen um diese Stelle gemacht mit der Absicht sein Fahrzeug von vorn herausziehen zu können. Trotz langsamer Fahrt brach dann mein LandCruiser etwa 70m von Werni’s Cruiser entfernt auch noch einseitig ein. Die ganze Bergeübung dauerte dann gute 6h unter tropischer Sonne. Werni’s Seilwinde gab nach einer halben Stunde den Geist auf und wir hatten nur noch die TJM-Seilwinde am IBS LandCruiser. Der Schlamm war extrem hartnäckig, zum Teil mussten wir mit 2 Umlenkrollen, 2 Windenverlängerungen, Dragchain, 3 Schäckel und Baumgurt gleichzeitig arbeiten. Wegen der langen Distanz zwischen beiden Fahrzeugen mussten wir dauernd wieder das Stahlkabel, die Gurten und die Schäckel umhängen, um immer im optimalen Bereich ziehen zu können. Da wir keine Sandbleche hatten, opferte Werni den Campingtisch und einen Teil des Innenausbaus als Auflagefläche. Nachdem das erste Fahrzeug nach gut 25m wieder auf festem Grund stand, stellte sich die Bergung des IBS Cruisers als schwierig heraus. Der Schlamm bildet ein Vakuum unter dem Fahrzeug. Mit zwei Umlenkrollen war es unmöglich, den IBS LandCruiser zu bewegen, nur das andere Fahrzeug bewegte sich rückwärts, ein entsprechender Anker konnte nicht aufgebaut werden. Was nun?? Werni hatte die wilde Idee: wir winden den IBS Cruiser mit einer Umlenkrolle auf die Bullbar seines Fahrzeuges um das Vakuum zu brechen. Gesagt getan; der Untergrund vor dem IBS Cruiser war stabil genug um das Gewicht von eineinhalb Fahrzeugen zu tragen. Millimeterweise hebt sich der IBS Cruiser bis wir die Unterfahrhilfen (Campingtisch und Holzeinbauplatten) vorlegen konnten. Werni’s Cruiser ging durch das Gewicht in die Federanschläge. Alle die behaupten stabile Bullbars braucht es nicht, liegen in diesem Falle falsch. Die Bullbar hielt sogar, als wir anfingen mit dem ganzen angehobenen Konvoi retour zu fahren. Nach einer weiteren halben Stunde stand auch der IBS Cruiser wieder auf festem Grund, beide Fahrzeuge waren im ganzen Unterbodenbereich mit Schlamm aufgefüllt.
Der Erfolg dieser Bergungsaktion hing an ein paar ganz dünnen Fäden. Nachdem die Seilwinde von Werni den Betrieb quittiert hatte, gab es nur noch eine Aufgabe; die TJM 10’000lbs- Seilwinde am Leben zu halten, wir wusste bis dahin nicht wie robust diese TJM Seilwinden sind.
Hier ein paar Schlüsselstellen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden:
Kühlen Kopf bewahren und die Ressourcen genau prüfen.
Langsam Arbeiten, alle Schritte doppelt kontrollieren
Beim Seilwindenbetrieb Batterien mit 2h link am IBS-DBS verbinden (nach 2h wieder verlängern, nicht vergessen!), Motor immer am Laufen halten, am IBS-DBS immer darauf achten, dass die Batterieanzeige bei Zug immer um 12V bleibt, nicht darunter gehen.
2 oder 3 Umlenkrollen verwenden.
Seillage auf Trommel immer im Auge behalten. Wir mussten 5h 45 Grad über Eck ziehen, somit füllt sich Seillage auf einer Trommelseite und kann bei Unachtsamkeit die Trommel verklemmen und ohne ein weiters Fahrzeug kann die Trommel nicht mehr gelöst werden!!!!!
Windenkabel bei den ersten ca. 8 Windungen müssen satt anliegen ev. übereinander.
Genügend Bergematterial dabei haben, wir brauchten gleichzeitig 2 Windenverlängerungen, 1 Baumprotektor, 1 Dragchain, 3 Schäckel (4 wären besser gewesen), 2 Umlenkrollen
Bei dieser Form von Bergung mit extrem hohem Zug (mit 2 Umlenkrollen wird Zug auf 30’000lbs erhöht) ist ein Brechen der unter Zug stehenden Teilen möglich. Die TJM Seilwinde hat diese Höchstbelastung stundenlange überstanden, das Seilwindenkabel hingegen ist zerstört und muss ersetzt werden. Diese Form von Schlamm ist eine heikle Angelegenheit. Von der Oberfläche kann nicht auf die Tragkraft der Salzkruste geschlossen werden.
PS: Kurz nachdem wir die Gegend Gnaraloo, Carnarvon verlassen hatten zog ein Cyclone bei Exmouth über diese Gegend. Der sonst trockene Gascoyne River war 8m hoch über dem Flussbett überschwemmt, der Track zur Gnaraloo Station war für 2 ½ Wochen nicht befahrbar. Alle Reisenden, die die Gegend nicht rechtzeitig verlassen konnten, wurden in Carnarvon auf der höchsten Stelle zusammengenommen, rundherum stand alles unter Wasser, die Mango, Bananen und sonstige Fruchternten wurden zerstört. Der normalerweise trockene Lake McLeod wird für Wochen nicht befahrbar sein.
Auf dieser Reise hatten wir folgende Teile unter Test:
Neues IBS-DBR (Doppelbatterie Relais), Test über Hitzbeständigkeit im Extrembereich
Neuer uSun6 Solar-Regler mit Ladestromanzeige zum Solarkit SK4
Neue Softwareversion vom IBS-DBS (im Dauervibrationstest)
8.2“ transreflektiver IBS Touchscreen Monitor in Verbindung mit Touratech Moving Map auf Dell Laptop gespiesen ab IBS Ultra Sine Inverter 300W, totale Laufzeit ca. 250h
Neue TJM Gold Edition Shocks (halten tagelang extreme Corrugations und Hitze aus, keine inneren Abnützungserscheinungen sind festzustellen nach 13’000km.)
Mickey Tompson BAJA MTZ (Diese Reifen stecken viel weg, keinen einzigen Reifenschaden, wir haben hunderte von toten Bäumen überfahren)
Alle Teile haben die lange Reise gut überstanden. Nur der Zusatzbatterie hat die Hitze und Vibration zugesetzt und muss vor der nächsten Reise ersetzt werden. Ebenso das Seilwindenkabel; wie oben erwähnt; muss ersetzt werden.
Bis zum nächsten Adventure
PS: youtube nun hochgeladen: serious4wd ibs
Beat Wyss